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Spielerportraits

Anthony Modeste: Performing since 2015

Anthony Modeste ist nicht erst seit dem China-Angebot in aller Munde – die Leistungsdaten des Franzosen sprechen für sich, wie ein Blick in die Statistik beweist. Attention, Monsieur Deschamps !

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Anthony Modeste ist nicht erst seit dem China-Angebot in aller Munde – die Leistungsdaten des Franzosen sprechen für sich, wie ein Blick in die Statistik beweist. Attention, Monsieur Deschamps !

Die Schnappatmung unter den effzeh-Fans war am späten Sonntagabend schon relativ groß, als durchsickerte, dass ein chinesischer Verein für den französischen Torjäger Anthony Modeste die astronomische Summe von 40 Millionen Euro geboten haben soll. Die zuerst vom Kicker verbreitete Meldung überraschte aus zweierlei Hinsicht: Einerseits war der Großteil der Fans überrascht, dass in China das Transferfenster immer noch geöffnet ist, andererseits musste man sich aufgrund der krassen Zahl mehrfach die Augen reiben. 40 Millionen Euro!

Für den finanziell zuletzt arg gebeutelten 1. FC Köln schien diese Summe für viele Beobachter der Schlüssel zu einer goldenen Zukunft zu sein, man müsste nur schnell das Vertragswerk unterschreiben, Modeste zum Flughafen bringen und schon wäre der Weg geebnet für rauschende Sausen mit Champagner und Kaviar. Gewisse Medienhäuser sahen sich ebenfalls in der Verantwortung, den Verantwortlichen am Geißbockheim zu raten, was sie denn zu tun hätten – ein solches Angebot könne man ja auch nicht ausschlagen!

Schmadtke: “Es geht auch um Glaubwürdigkeit”

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Gott sei Dank ist aber in Köln eine gewisse Betriebswirtschaftlichkeit eingekehrt, deren Prinzipien nicht sofort bei der erstbesten genannten Summe über den Haufen geworfen werden. Sportdirekter Jörg Schmadtke betonte (übrigens geschminkt und während der Karnevals-Sitzung des effzeh) bei Sky, dass man alleine aus Gründen der Glaubwürdigkeit gegenüber Sponsoren und Fans diesen Transfer eben nicht durchführen würde, auch um die sportlichen Ziele nicht zu gefährden. Das saß!

Anthony Modestes Bedeutung für die sportlichen Leistungen des 1. FC Köln könnte seit dessen Ankunft im Sommer 2015 kaum größer sein. Dementsprechend scheinen Angebote wie das jüngste aus China oder auch das im Sommer kolportierte Interesse von West Ham United keine Überraschung zu sein. Erinnern wir uns daran, dass Modeste im Juni 2016 nur deswegen nicht wechselte, weil eine Klausel nicht wirksam gezogen wurde. Ansonsten hätte sich der effzeh bereits nach einem Nachfolger umsehen und sich mit einem wohl auch zweistelligen Millionen-Betrag trösten können.

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Modeste: Seit Sommer 2015 ein gefragter Mann

Modestes Torquote hat auch in dieser Saison nicht nachgelassen, weswegen das Interesse von ausländischen und auch inländischen Vereinen nicht geringer geworden sein dürfte. Auch im Sommer wird sich der effzeh mit dem ein oder anderen Angebot beschäftigen müssen, was vielleicht etwas unter der Schwelle von 40 Millionen Euro liegen dürfte. Sofern der Franzose selber Interesse an einem Abgang aus Köln haben sollte, könnte ein Transfer sehr wahrscheinlich sein. Stand heute läuft der Vertrag von Modeste allerdings noch bis Juni 2021.

Schaut man sich die nackten Zahlen an, ist Modestes Bilanz seit Sommer 2015 mehr als überragend: In bisher 60 Pflichtspielen in Liga und Pokal kommt der Franzose auf 37 Tore. Seine Torquote in der Bundesliga, dem täglich Brot eines jeden Stürmers, liest sich seit 2015 nicht minder beeindruckend. In 55 Spielen netzte Modeste 32 Mal ein, er wird damit nur übertroffen von Aubameyang (42 Tore) und Lewandowski (46). Interessant ist dabei jedoch, dass Modeste in einer Mannschaft spielt, die pro Saison zwischen 30 und 45 Tore schießt – damit trägt der Franzose bereits den Löwenanteil der Tore. Aubameyang und Lewandowski erzielten in der vergangenen Saison 30 bzw. 38 Prozent aller Tore ihrer Mannschaft. Modeste erreichte in der Saison 2015/2016 einen Wert von 39 Prozent und lag damit an der Spitze.

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Auf einem Level mit Aubameyang und Lewandowski

In der laufenden Saison konnte Modeste seine Bedeutung für den effzeh noch einmal steigern: Seine 17 erzielten Tore (von insgesamt 30) sorgen für einen Wert von 56 Prozent. Der Dortmunder Aubameyang (17/43, 40 Prozent) und Bayerns Lewandowski (16/46, 35 Prozent) kommen nicht einmal annähernd daran. Zwar erfassen diese Werte nicht die Gesamtbedeutung der Stürmer für ihre jeweilige Mannschaft, dennoch sind sie aussagekräftig. Dass Modeste dadurch international begehrt ist, liegt auch an seinem Marktwert – während Lewandowski (80 Millionen Euro laut Transfermarkt.de) und Aubameyang (65 Millionen Euro) eigentlich nicht zu bezahlen sind, wäre Modeste faktisch schon für zwölf Millionen zu haben.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Eine Sache überrascht dann jedoch schon: Bisher wurde Anthony Modeste nicht für die französische Nationalmannschaft nominiert. Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps scheint, aus welchen Gründen auch immer, zuerst anderen Stürmern das Vertrauen zu schenken. Vielleicht passt Modeste tatsächlich nicht in das taktische Konzept, vielleicht ist Deschamps die Bundesliga auch egal – ein Blick auf die Leistungsdaten der französischen Stürmer allerdings genügt, um Modestes Nominierung zumindest mal in Betracht zu ziehen. Seit Sommer 2015 hat nur Alexandre Lacazette von Olympique Lyon häufiger in Ligaspielen getroffen als der effzeh-Stürmer. Lacazette traf stolze 42 Mal in 55 Spielen.

Modeste: Der zweitbeste französische Torjäger

Die ganz großen Namen folgen erst danach: Benzema traf 29 Mal in 44 Auftritten, Giroud schoß 24 Tore in 55 Spielen. Atlético-Stürmer Kevin Gameiro kommt auf 25 Treffer in 53 Spielen, Teamkollege Antoine Griezmann auf 31 Tore in 60 Spielen. André-Pierre Gignac, mittlerweile in Mexiko aktiv, weist mit 29 Toren in 51 Spielen ebenfalls eine schwächere Bilanz auf. Interessant daran ist, dass auch Lacazette in den letzten beiden Jahren keine große Rolle in der Équipe de France gespielt hat, sondern lediglich zweimal zu Kurzeinsätzen kam. Auffallend ist ebenfalls, dass Modeste nach Gignac den Transfermarkt-Schätzungen mit zwölf Millionen Euro am günstigsten ist.

Es ist zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, dass Modeste gar nicht mehr das französische Nationaltrikot überstreifen wird, da er mit mittlerweile 28 Jahren schon zu den etwas erfahreneren Profis gehört. Didier Deschamps sollte jedoch durchaus mal einen Blick auf die Leistungen von Modeste werfen, um anzuerkennen, dass ein überdurchschnittlich guter französischer Stürmer in Köln spielt. Die Frage ist, wie lange das noch der Fall sein wird.

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