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Interviews

Sportpsychologen vor #KOEM05: “Ruhe und Konzentration bewahren”

Der große Tag rückt immer näher – wir haben uns mit Sportpsychologen über das #finalezohus, die Psyche der Spieler und positiven Druck unterhalten.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Ist Peter Stöger nunmehr eher als Psychologe gefordert oder reicht es, sich nur um taktische Dinge zu kümmern?

Simon Ursprung: Jeder Trainer hat ein eigenes Gespür für die Spieler und weiß, wie er auf diese individuell eingehen kann. Dementsprechend wendet jeder Trainer und sicherlich auch Peter Stöger Psychologie an. Die richtige Taktik ist natürlich wichtig. Um ein entscheidendes Spiel zu gewinnen, braucht es beides. Die Anwendung von Psychologie und Fingerspitzengefühl, so dass die Spieler das Vertrauen des Trainers spüren und überzeugt sind den Match zu gewinnen, sind sehr zentral.

Die Mannschaft des 1. FC Köln verspürt momentan das, was man im normalen Sprachgebrauch als “positiven Druck” bezeichnen kann, da sie ja nicht gewinnen muss, um nicht abzusteigen, sondern gewinnen kann, um sich für Europa zu qualifizieren. Gibt es so etwas wie positiven Druck überhaupt?

Simon Ursprung: Druck- oder Stresssituationen beinhalten laut Hans Eberspächer, einem bekannten Sportpsychologen, fünf Komponenten: Höchste Anforderungen an die Spieler, ungewisser Ausgang, bedrohliche oder schädigende Konsequenzen bei Misserfolg, keine Wiederholungschance und zeitliche Beschränkung. Diese Faktoren sind beim Schlussspiel des 1. FC Köln gegeben und dementsprechend kann man von hohem Druck sprechen.

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“Anspannung hat einen positiven Einfluss auf die Leistung”

Ob die Mannschaft und der Trainer dies in positiven Druck umsetzen können oder dieser Druck dann für das Team negativ wird, liegt in den Händen der Akteure. Druck oder Anspannung hat bis zu einem gewissen Punkt grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Leistung. Ab dem Moment, wo die Spieler übererregt sind und sich nicht mehr auf das Spiel konzentrieren können, wird der Druck negativ. Dies wird in der Sportpsychologie auch als Yerkes-Dodson-Gesetz oder umgekehrte U-Kurve bezeichnet. Der Druck mit dem entsprechenden Stresslevel ist sozusagen bis zum Scheitelpunkt positiv und ab dem Moment, wo die Leistungsfähigkeit sinkt, könnte man von negativem Druck sprechen.

Ist die Mainzer Rettung ein Vorteil oder ein Nachteil für den effzeh?

Der Gegner aus Mainz ist bereits gerettet, verfolgt also kein konkretes Saisonziel mehr, kann befreit aufspielen – ist das gut oder schlecht für den 1. FC Köln?

Simon Ursprung: Mainz hat erst letzten Samstag die Rettung geschafft. Jetzt stellt sich die Frage, wie lange und ausgiebig die Spieler feiern waren und wie ernsthaft sich diese noch auf das Spiel gegen den 1. FC Köln vorbereiten? Dies ist eigentlich ein Vorteil für den 1. FC Köln. Im Spiel an sich hat aber Mainz keinen Druck und kann befreit aufspielen. Dementsprechend könnte dies durchaus auch schlecht sein, wenn bei Köln gleichzeitig der positive Druck in negativen Druck kippt.

Der Wille zum Sieg sollte bei einer solch wichtigen Partie bei allen Spielern gegeben sein und falls dies bei einem Spieler nicht der Fall ist, müsste man ernsthaft über seine Berufung zum Profifussballspieler diskutieren.

Welche Gedanken umtreiben einen Spieler in einer solchen “do or die”-Situation?

Alex Scherz: Zur Erbringung von sportlichen Leistungen braucht es eine optimale psychische und physische Erregung oder Spannung. Obwohl die optimale Erregungshöhe von Spieler zu Spieler und von Sportart zu Sportart unterschiedlich ist, scheint klar, dass mit zunehmender Anspannung auch die Leistung ansteigt. Wenn die optimale Erregungshöhe jedoch überschritten wird, fällt die Leistung mit weiter ansteigender Spannung wieder ab.

Auf der nächsten Seite: Die Psyche der Spieler, Zwischenergebnisse und Heimvorteil.

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