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Meinung

AfD-Parteitag im Maritim: Steht auf, wenn ihr Kölner seid!

Bald findet der AfD-Parteitag in Köln statt. Es sind auch Werte des Fußballs, die von den Populisten in Frage gestellt werden – wir sollten sie verteidigen!

Foto: metropolico.org via Wikipedia cc-by-sa-2.0

Am Samstag findet der AfD-Parteitag in Köln statt. Es sind auch Werte des Fußballs, die von den Populisten in Frage gestellt werden – wir sollten sie verteidigen! 

Es wird eine wichtige Woche für Köln. Und vermutlich auch eine ereignisreiche. Denn am kommenden Samstag wird die Innenstadt lahm gelegt werden – der Verkehr wird zusammenbrechen, die Straßenbahnen werden Umwege fahren, die Bahnhöfe voll sein. Nein, das liegt ausnahmsweise nicht am 1. FC Köln. Aber es ist trotzdem gut so.

Die Geißböcke spielen bereits am Freitagabend vor heimischer Kulisse gegen Hoffenheim. Am Samstag folgt dann der Parteitag der „Alternative für Deutschland“. Die Neu-Rechten haben sich Köln als Standort dafür ausgesucht – in vollem Bewusstsein, dass sie in der Domstadt vergleichsweise keine Unterstützung finden. Trotzdem kommen von Storch, Gauland, Petry, Höcke und ihr Gefolge am Wochenende im Maritim am Heumarkt zusammen, um über Grundsätzliches in ihrer Partei zu entscheiden. Natürlich auch, weil Köln seit den Vorfällen in der Silvesternacht ein symbolischer Ort für die vermeintliche Alternative ist.

Es ist eine bewusste Provokation der einfältig-völkischen Nationalisten in einer Stadt, die gerne bunt und darauf auch noch stolz ist. Der massive Protest gegen das Vorgehen der AfD wurde bereits prophylaktisch zu mangelndem Demokratieverständnis umgedeutet – schließlich sei man eine legale Partei, die eben auch ihre Meinung sagen dürfe. Der Höhepunkt war sicherlich, dass sich AfD-Ortsverbände über die “Kein Kölsch für Nazis”-Aktion echauffierten und somit offen legten, dass sie sich angesprochen gefühlt haben. Auch am Wochenende wird das Wehklagen der Alternativen überall in den sozialen Netzwerken zu hören sein. Auf der Straße wird es aber zu laut für rechtes Gejammer sein.

Meinungsfreiheit? Lauter sein ist nicht verboten

Denn Meinungsfreiheit bedeutet eben nur, dass man seine Meinung sagen darf. Sie bedeutet nicht, dass andere ihr Gehör schenken müssen. Sie bedeutet auch nicht, dass man sie nicht niederbrüllen darf. Oder ihr Raum lassen muss, um gehört zu werden. Wer das glaubt, der irrt. Letzteres ist nur Höflichkeit – und zu wem man freundlich ist und zu wem nicht, darf man sich durchaus aussuchen. Und das hat Köln, so viel ist im Vorfeld bereits klar, offensichtlich getan.

Über 50.000 Demonstranten werden erwartet, nahezu in jeder Ecke der Innenstadt finden Kundgebungen und Anti-AfD-Veranstaltungen statt, ein Großaufgebot der Polizei wird in der Domstadt vor Ort sein. Sogar der Kölner Karneval gibt sich mit einem eigenen Event die Ehre – übrigens, wie der Verein uns mitgeteilt hat, mit der Unterstützung des 1. FC Köln, der kürzlich noch von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die gute Integrationsarbeit seiner Stiftung ausgezeichnet wurde.

Die Stadt am Rhein formiert sich, um der populistischen Partei einen ziemlich prächtigen Mittelfinger ins Gesicht zu strecken. Und die Fans des 1. FC Köln sollten sich daran beteiligen. Denn die Ideen und Wünsche der wütenden Versagerpartei stehen nicht nur den Werten einer liberalen, offenen Gesellschaft diametral gegenüber, sie sind auch nicht mit den Idealen unseres Vereins in Einklang zu bringen.

Kölscher Fußball: Modeste, Osako, Novakovic, Podolski

Fußball ist gelebte Toleranz, Fairness und Integration. Wir jubeln einem dunkelhäutigen Franzosen mit karibischen Wurzeln zu, der die Vorlagen eines Japaners verwertet. Die größten Talente des Clubs tragen Namen wie Özcan, Nartey, Churlinov. Der vermutlich bekannteste Kölner Fußballer aller Zeiten heißt Podolski und nicht Schmitz. Im Stadion kommen alle Hautfarben, alle Schichten, Geschlechter und Glaubensrichtungen unter einer einzigen Flagge zusammen. Und die ist rot und weiß.

Nicht nur am Freitag im Stadion, sondern auch am Samstag auf den Straßen sollten die effzeh-Fans mindestens genauso laut ein Zeichen setzen wie die städtische Musik-, Party- und Kultur-Szene. Denn der effzeh prägt einen großen Teil des öffentlichen Lebens dieser altehrwürdigen Stadt.

Fußball ist keine Insel

„Keine Politik im Stadion“, werden nun manche wieder rufen. Doch das Argument hat noch nie gegriffen. Mit dem Versuch „nicht politisch“ zu sein verhält es sich ohnehin ungefähr so wie mit der watzlawick’schen Kommunikation. Man kann nicht nicht politisch sein. Denn wenn man „nicht politisch“ ist, sendet man ebenfalls ein politisches Signal. Und eine schweigsame Kurve wäre da überhaupt kein gutes Zeichen für den Verein und für unsere Stadt.

Fußball ist keine Insel, sondern ein Teil des großen Ganzen. Fußball steht für die Chance, es nach ganz oben schaffen zu können, ganz egal woher man kommt oder wie man aussieht. Das gilt für afrikanische Flüchtlinge genauso wie für Bergheimer Hauptschüler. Darum: Lasst uns lauter sein. Nicht nur am kommenden Wochenende.

Lauter als der Hass

Lauter als das manipulative Angstgefasel der rechten Rattenfänger. Lauter als die irrationale Wut der Populisten. Lauter als der Hass. Denn Fußball ist Liebe. Zum Spiel, zum Gewinnen und Verlieren, zum Fallen und Aufstehen, zum Teamgeist und Zusammenhalt – egal, ob unsere Haut weiß, rot, gelb oder schwarz, oder ob unser Gott Allah, Jahwe oder Manitou ist. Auf dem Platz weinen wir die gleichen Tränen, spüren die gleichen Höhenflüge, erleiden die gleichen Qualen und erleben die gleichen Jubelsprünge.

Und es sind die Werte unseres Sports, unseres Vereins und unserer Gesellschaft, die von den Rechtspopulisten am Samstag hier in unserer Stadt in Frage gestellt werden. Wir sollten sie verteidigen – ov jung oder alt, ov ärm oder rich. Mir all sin Kölle. Also: Steht auf, wenn ihr Kölner seid.

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