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Europa-Reise des 1. FC Köln: Ritt auf der Rasierklinge

Die Fans des 1. FC Köln sind heiß auf die Rückkehr in den Europapokal. Mit einer Pauschalreise für Mitglieder und Partner sorgte der effzeh allerdings für Unmut.

Europapokal-Einzug in Köln | Foto: Jürgen Schwarz/Bongarts/Getty Images

Die Fans des 1. FC Köln sind heiß auf die Rückkehr in den Europapokal. Mit einer Pauschalreise für Mitglieder und Partner sorgte der effzeh allerdings für Unmut.

Wenn es um die Fans des 1. FC Köln geht, gerät selbst der sonst so stoische Peter Stöger ins Schwärmen. „Die Leute sind auch in der 2. Liga zu uns gekommen, die Hütte war immer voll. Damals habe ich diesen Verein und sein Umfeld wirklich schätzen gelernt“, erklärte der effzeh-Erfolgscoach vor dem Start in die neue Bundesliga-Saison und lobte ausdrücklich die Treue der eigenen Anhänger: „Wenn es gut läuft, sind viele gerne bei einem Klub dabei, wenn es aber einmal nicht so gut aussieht, will man anderen Ortes vielleicht nicht ganz so viel damit zu tun haben. Die Menschen in Köln stehen aber immer zum FC und haben damit sehr großen Anteil an unserem jetzigen Erfolg. Das vergesse ich nicht.“

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Die Sorge, dass zwar Peter Stöger die Leidensfähigkeit der effzeh-Fans nicht vergessen wird, der eigene Lieblingsverein dies aber nicht belohnen möchte, erlebte dagegen in den Tagen vor der Auslosung zur Gruppenphase der Europa League ihren Höhepunkt unter den Kölner Anhängern. Bereits die offensive Mitglieder-Werbekampagne des Vereins, der das Lechzen nach der Europapokal-Teilnahme noch für das Ziel, die magische 100.000-Mitglieder-Marke zu knacken, zu nutzen versuchte, hatte bei vielen für Kopfschütteln gesorgt. Bei Anmeldungen bis zum 21. August, so gab der effzeh bekannt, hätten Neu-Mitglieder der effzeh-Familie Chancen auf die begehrten Europa-League-Karten.

“Neckermänner” mit privilegiertem Ticketzugriff?

Die Befürchtung: Die Fans, die die „Geißböcke“ bereits seit Jahren unterstützen, egal ob Burghausen oder Bayern München, könnten am Ende leer ausgehen, weil der 1. FC Köln die Gunst der Stunde nutzen möchte. Nahrung bekam dieser Schwelbrand dann zwei Tage vor der historischen Rückkehr auf die internationale Bühne: Unter dem Titel „Mit dem FC nach Europa“ bewarb der effzeh ein Pauschalangebot in Zusammenarbeit mit einem Partner, das neben der An- und Abreise sowie der Unterkunft auch die Eintrittskarten für die Europa-League-Partien der „Geißböcke“ beinhaltet. Ärger machte sich unter den effzeh-Fans breit: Wird dort die Möglichkeit geschaffen, mit etwas dickerem Portemonnaie den normalen Anhänger im Bangen um die begehrten Tickets auszustechen? Ist das noch gerecht nach all dem Leiden, Zittern, Fluchen und Bibbern in den vergangenen 25 Jahren?

„Man muss sich also als Neckermann nicht mit dem Mitglieder-Pöbel in den Lostopf begeben, sondern bekommt seine Karten ganz bequem in der Pauschale. Interessant auch, dass der effzeh dieses Angebot nicht nur an Mitglieder, sondern auch an Partner richtet. Es bietet sich also an zu denken, dass das zum Beispiel für Firmen eine schöne Art und Weise ist, mit Geschäftspartnern einen kleinen Trip zu unternehmen, oder?“, echauffierte sich beispielsweise effzeh-Blogger Axel Goldmann auf dervierteoffizielle.de. Auch in den sozialen Medien wurde das Angebot heftig diskutiert, viele effzeh-Fans taten ihren Unmut kund und äußerten die Sorge, unter anderem auch wegen solcher „Leckerlis“ an Partner und besser situierte Mitglieder am Ende leer auszugehen und beim größten sportlichen Ereignis des 1. FC Köln im letzten Vierteljahrhundert draußen bleiben zu müssen.

Angebot auf 200 Mitglieder begrenzt

Auch weil in der Mitteilung einiges offen geblieben war, wandten sich neben vielen Anhängern auch wir uns an den Verein: Die Karten für die Pauschalreise, so teilt der 1. FC Köln auf effzeh.com-Nachfrage mit, gehen nicht von dem für die effzeh-Fans auf jeden Fall vorhandenen Gästekontingent von fünf Prozent der Tickets ab, sondern sind Teil eines von der UEFA festgeschriebenen Kontingents für Partner und Sponsoren. Das Angebot ist, je nach Stadionkapazität der Gegner, auf etwa 200 Mitglieder begrenzt. Nach der guten Erfahrung, die der effzeh mit der Mitgliederreise zum Auswärtsspiel in Hamburg im vergangenen Jahr gemacht hat, wolle man dies auch in der Europa League anbieten. Die Kontingentierung von zwei Karten je Mitglied, die auch bei der Pauschalreise genutzt wird, soll nach Angaben des Vereins auch für den Vorverkauf gelten.

Den größten Vorteil bietet allerdings nicht das Rahmenprogramm mit gemeinsamem Tages- oder Abendprogramm oder die Unterkunft im Spielort, sondern die sichere Ticketoption, die durch das UEFA-Kontingent gewährleistet ist. Während sich effzeh-Fans, die sich die Pauschalreise nicht leisten können oder wollen, eventuell um wenige Karten balgen müssen, können sich die Nutzer der Vereinsreise sicher sein, am Ende auch im Stadion zu sein. Ein Angebot, das weiter umstritten bleibt. Die Sorge der effzeh-Anhänger, nach all der Leidenszeit den Höhepunkt ihres Fandaseins nicht im Stadion mit den Leidensgenossen feiern zu können, wird dadurch nicht kleiner. Für den effzeh sicherlich keine leichte Aufgabe, doch je nach Auslosung sollte die Treue, von der auch Peter Stöger schwärmt, bei der Kartenvergabe belohnt werden. Es wird so oder so ein Ritt auf der Rasierklinge.

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