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Meinung

Sponsoring beim FC Bayern: Der schwierige Umgang mit Moral und Anstand

Neuerdings wird der FC Bayern vom katarischen Staat gesponsert, dessen Flughafen auf den Trikotärmeln prangt – es scheint also egal, woher das Geld kommt. Es zeigt sich erneut, dass der FC Bayern Moral und Anstand nur bei anderen unter die Lupe nimmt, nicht aber bei sich selbst.

Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Neuerdings wird der FC Bayern vom katarischen Staat gesponsert, dessen Flughafen auf den Trikotärmeln prangt – es scheint also egal, woher das Geld kommt. Es zeigt sich erneut, dass der FC Bayern Moral und Anstand nur bei anderen unter die Lupe nimmt, nicht aber bei sich selbst.

Kürzlich erregte effzeh-Präsident Werner Spinner gewaltiges Aufsehen. Auf die Frage, ob es nicht legitim sei, Bedenken gegen die Kooperation des Vereins mit China anzumelden, antwortete Spinner, dass man erst einmal die 7000 Jahre alte Kultur des Landes kennen müsse, bevor man zur Kritik ansetze. Dieser intellektuelle und moralische Unfall erzeugte deutliche negative Resonanz, schließlich sind die Menschenrechtsverletzungen in China ausgiebig dokumentiert. Und tatsächlich vermied Spinner seitdem sämtliche Äußerungen zu China.

Wenn es um Geld geht, wird der moralische Kompass der handelnden Akteure im Profifußball so schnell wie möglich verbuddelt, damit man die Nadel nicht sehen kann. Der Fußball hat sich längst zum Schauplatz halbseidener Gestalten, Unternehmen und Staaten entwickelt, die ihr Image durch große Transferausgaben weltweit aufpolieren wollen. Und die Vereine greifen nach jedem noch so goldglitzernden Strohhalm, um die eigene Tasche vollzustopfen. Insbesondere potente Staaten sind besonders spendabel, wenn es um Fußball geht: China erwarb kürzlich gleich mehrere europäische Topklubs, die Vereinigten Arabischen Emirate pumpen jedes Jahr aberwitzige Summen in Manchester City und das Emirat Katar hat kürzlich die größte Flasche Champagner knallen lassen.

Bigotterie auf allen Ebenen

In regelmäßigen Abständen gibt es daher einen großen Schwall Empörung über die Inflation im Fußball, egal in welcher Größenordnung. Was der Transfer von Anthony Modeste für den effzeh gewesen ist, ist der von Neymar für den FC Barcelona. Für einen nicht mehr ganz so bescheidenen Gesamtbetrag, der sich auf mehr als eine halbe Milliarde Euro beläuft, kaufte das Emirat Katar den Brasilianer für sein liebstes Spielzeug: den französischen Nobelklub Paris St. Germain. Pflichtbewusst traten daraufhin diverse Trainer, Geschäftsführer und selbsternannte “Experten” vor die Presse und verkündeten, dass sich das alles ja in eine ganz falsche Richtung entwickeln würde.

Tja, aufregen kann man sich über viele Dinge, Uli Hoeneß | Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Einer, der sich beim moralischen Zeigefingerheben stets am Rande einer Sehnenscheidenentzündung bewegt, ist Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß. Zweifel an seiner moralischen Integrität bestehen seit Bekanntwerden der immensen Steuerhinterziehung allgemein nicht mehr, Handlungsempfehlungen und Besserwisserei liest man von ihm themenunabhängig trotzdem täglich. Als “Reaktion auf den Transferwahnsinn” eröffnete der FC Bayern ein 70 Millionen Euro teures Leistungszentrum für Jugendspieler. So sollte es doch sein, beim FC Bayern. Die einen zahlen 222 Millionen Euro Ablöse für einen Spieler, der FCB züchtet sie sich demnächst viel günstiger im Säbener Stall heran. Die Welt kann so einfach sein. Genau wie die Vergesslichkeit der Kunden.

Kritik wird gekonnt ignoriert

Bereits vor zweieinhalb Jahren kritisierten viele Fans des FC Bayern die schon damals bestehenden Kooperationen mit Saudi-Arabien und Katar. Doch derlei Wortmeldungen wusste man in der Chefetage des FC Bayern schon immer zu ignorieren. Im Januar 2016 erregte der Verein erneut die Gemüter, weil er nicht nur ins Trainingslager nach Katar flog, sondern auch flugs einen lukrativen Sponsorendeal mit der dortigen Fluggesellschaft abschloss. Bewusst nahm der Verein in Kauf, dass es dafür Kritik hageln würde. Der Journalist Peter Ahrens bezeichnete die Vereinsführung auf “Spiegel Online” als “komplett schmerzfrei” und das “Mia san mia”-Motto folgerichtig treffend als “abgenudelter Marketing-Brand”.

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