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Meinung

Warum der Protest des 1. FC Köln richtig ist: Unterlassen wäre fahrlässig

Nach der 0:5-Klatsche in Dortmund will der 1. FC Köln aufgrund eines Regelverstoßes Protest einlegen. Dazu hat er alles Recht und sollte die Chance beim Schopfe packen.

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Nach der 0:5-Klatsche in Dortmund will der 1. FC Köln aufgrund eines Regelverstoßes Protest einlegen. Dazu hat er alles Recht und sollte die Chance beim Schopfe packen.

Es war nicht schön anzusehen, was der effzeh am Sonntagabend im Westfalenstadion darbot. Wer eine Krise zu Saisonbeginn bis dahin nicht einsehen wollte, wurde durch den Sturmlauf des BVB eines Besseren belehrt. Am Ende konnte die Elf von Peter Stöger froh sein, dass die Hausherren einen Gang zurückschalteten und mit einigen Chancen fahrlässig umgingen.

>>> Warum der Protest falsch ist: Konzentration aufs Wesentliche

Die Verantwortlichen in Köln gingen nach der erschreckend schwachen Leistung der Mannschaft mit ihrer einzigen Chance dagegen nicht fahrlässig um und legten unmittelbar nach der Niederlage Protest gegen die Spielwertung ein. Grund dafür war die strittige Szene in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, die dank des Einspruchs seitens des Videoassistenten das 2:0 für die Schwarz-Gelben herbeiführte.

Der Protest macht den 1. FC Köln zwar in Fußball-Deutschland nicht unbedingt beliebter, ist aber nur richtig und das aus mehreren Gründen.

Kleinlich, aber rechtlich richtig

Zunächst einmal spricht die Regel im Grunde für den effzeh. Der Videoassistent hätte nach DFB-Statuten nämlich nicht herangezogen werden dürfen, weil Schiedsrichter Ittrich die Spielszene nachweislich bereits abpfiff, bevor der Ball im Tor war. Ein klar nachweisbarer Regelverstoß also. Zwar ist es kleinlich, hier darauf zu verweisen, doch der DFB selbst ist schließlich in diversen anderen Situation ebenfalls derart kleinlich, wenn es um festgeschrieben Regeln geht.

Foto: Sascha SchuermannAFP/Getty Images

Jörg Schmadtke bewegt sich mit dem Protest also nur innerhalb der Spielregeln des Verbandes. Würde es in anderen Bereichen des Lebens eine ähnliche Gesetzeslücke geben, würde die meisten Menschen auch versuchen, diese zu ihren Gunsten zu nutzen. Alleine dass in der Öffentlichkeit über eine Wiederholung diskutiert wird und Experten dem effzeh gute Chancen einräumen, dass der Protest erfolgreich sein könnte, zeigt bereits, dass es absolut sinnvoll war, diese Option zu ziehen.

Watzke, Zorc und das Glashaus

Desweiteren war der Regelverstoß spielentscheidend. Zwar war Stögers Team schon vor dem zweiten Gegentreffer deutlich unterlegen und gerade nach vorne hin einmal mehr erschreckend harmlos, doch wenn das Spiel ohne den Regelverstoß lediglich mit einem 0:1 in die Kabine geht, der Österreicher die richtige Ansprache findet und der effzeh schnell ausgleicht, sehen die Zuschauer in Dortmund sicher einen anderen Spielverlauf.

Stattdessen haben die konsternierten Spieler in der Kabine sicher lange über die Schiedsrichterentscheidung gesprochen. Zudem veranlasste das 0:2 den effzeh, deutlich offensiver zu agieren und so BVB-Konter zu ermöglichen. Das macht den Sieg erst so deutlich und lässt den Kölner Protest lächerlich erscheinen.

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Dortmunds mit Steinen aus dem Glashaus schmeißende Schreihälse Hans-Joachim Watze und Michael Zorc versuchen das mit Hinblick auf das Ergebnis zu bestätigen und den effzeh in die Rolle des schlechten Verlierers zu drängen, doch die BVB-Bosse hätten mit Sicherheit nicht anders reagiert, wenn sie auf der anderen Seite gestanden hätten. Das haben sie in der Vergangenheit mehrfach bewiesen.

Sympathiepunkte woanders sammeln

Schlussendlich sollten wir auch nicht vernachlässigen, dass die Entscheidung des Video-Assistenten letztlich ebenfalls falsch war. Das Handspiel von Lukas Klünter war ein Beweis für eine Situation, wo der Assistent sehr gut funktioniert. Klares Handspiel, für den Referee ist die Sicht verdeckt, Tatsachenentscheidung – super.

Beim Tor zum 0:2 ist die Situation allerdings alles andere als klar. Ein kleiner Schubser von Sokratis ist zu erkennen. Eine Aktion, die man als Torwartbehinderung ahnen kann, aber nicht muss. Schiedsrichter Ittrich wertete sie als Behinderung, der Assistent darf ihn nicht überstimmen, wenn die Wiederholung nicht ganz klar das Gegenteil beweist. Eine Szene, wo in dieser Hinsicht richtig gehandelt wurde, war der Elfmeter gegen den effzeh in Augsburg. Der Schiedsrichter entschied auf Foul, die Wiederholung zeigte, dass man Hectors Aktion als Foul werten kann, aber nicht muss – der Assistent griff richtigerweise nicht ein.

Der letzte Aspekt ist allerdings zu vernachlässigen. Bei Fehlentscheidungen des Videoassistenten hat der effzeh auch rechtlich keine Chance auf eine Wiederholung. Da es sich aber eben nicht um eine solche handelte, sondern um einen spielentscheidenden Regelverstoß seitens des Schiedsrichters, ist der Protest absolut verständlich und richtig. Diesen zu unterlassen, wäre fahrlässig gewesen. Sympathiepunkte in Fußball-Deutschland kann man dann ja wieder sammeln, wenn man nicht mitten im Abstiegskampf steckt.

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